Forchheim
Kinder- und jugendfeuerwehren drücken sich nicht
Wird einem Menschen bei einem Herzstillstand nicht innerhalb von fünf Minuten mit einer Herzdruckmassage geholfen, sinken seine Überlebenschancen auf ein Minimum. Bereits nach drei Minuten treten irreversible neurologische Schäden auf. Der Rettungsdienst kann praktisch nie innerhalb dieser kurzen Zeitspanne vor Ort sein. Entscheidend für das spätere Schicksal des Patienten ist daher die Laienreanimation, d.h. die Versorgung bis zum Eintreffen von professionellen Helfern.
Der Rotary Club Forchheim initiierte daher das Projekt „FO Schüler retten Leben“, bei dem alle 430 Siebtklässler der Forchheimer Schulen an Wiederbelebungspuppen üben durften. Ziel war es, die einfachen und effektiven Maßnahmen der Wiederbelebung zu vermitteln, denn bereits 12-Jährige sind kräftemäßig in der Lage eine Herzdruckmassage durchzuführen. Der Präsident des Rotary Clubs Forchheim, der Anästhesist Dr. Ulrich von Hintzenstern, beschreibt ein Phänomen, dass sich viele Anwesende bei einem Herzstillstand nicht trauen etwas zu tun – aus Unkenntnis sowie aus Angst, etwas falsch zu machen. Er warnt: „Man kann nur eines falsch machen – nämlich nichts machen!“
Dieser Situation wollen die mehr als 130 teilnehmenden Mitglieder der 70 Kinder- und Jugendfeuerwehren aus Landkreis und Stadt Forchheim, die teils in voller Montur in der Firma Compoint Fahrzeugbau im Forchheimer Gewerbegebiet angetreten waren, vorbeugen. Zum Abschluss des Projektes „FO Schüler retten Leben“ wurde die Schulung nämlich auf die Feuerwehren ausgeweitet. Landrat Dr. Hermann Ulm, der dafür die Schirmherrschaft übernommen hatte, lobte in seinem Grußwort: „Erst einmal vielen Dank, dass Ihr Eure Freizeit opfert. Die Schulung, die Ihr für Eure Tätigkeit als Feuerwehrleute brauchen könnt, soll Euch zeigen, wie Ihr im Notfall helfen könnt.“
Dann wurde es konkret: Unter der Regie von Dr. Ulrich v. Hintzenstern und Ralf Meisner (s. Foto) zeigten zahlreiche Helfer aus den Reihen der Rotarier den Kinder- und Jugendfeuerwehrlern, wie man bei einem Herz-Kreislaufstillstand gezielt und systematisch vorgeht (s. Foto). Hinter den drei Verben „Prüfen, 112 rufen, drücken“ verbirgt sich die Kurzanleitung für eine Herzdruckmassage. Florian Ochs (s. Foto) von der Freiwilligen Feuerwehr Pretzfeld erklärte: „Zuerst muss ich prüfen, ob die Person mich hört, ob sie atmet.“ Wenn nicht, sollte man den Notruf 112 wählen und schließlich kraftvoll die Mitte des Brustkorbes mit einer Geschwindigkeit von 100 Mal pro Minute drücken.“ Um sich diese Geschwindigkeit einzuprägen, schallte „Highway to Hell“ von AC/DC aus den Lautsprechern in der Montagehalle des Spezialfahrzeugbauers. Dieser Hardrock-Song hat die 100 Taktschläge pro Minute, die für die Herzdruck-Massage notwendig sind.
Von einer Mund-zu-Mund Beatmung riet von Hintzenstern, Chefarzt der Anästhesie am Klinikum Forchheim, ab: „Die allerwenigsten Menschen können diese Methode effektiv anwenden. Die kontinuierliche Herzdruckmassage bis zum Eintreffen von Sanitätern ist entscheidend.“
Alle teilnehmenden Kinder- und Jugendfeuerwehren erhielten am Ende der zweistündigen Veranstaltung eine Wiederbelebungspuppe und ein Schulungsset, das Louisa von der FFW Forchheim stolz präsentierte (s. Foto). In Zukunft sollen die Feuerwehren die Schulung selbstständig durchführen. Mehr als 20 Sponsoren beteiligten sich an dem 12.000 Euro-Projekt des Rotary Clubs Forchheim. Kreisjugendwart Christian Wolfrum ist begeistert: „Wir sind Feuer und Flamme für das Projekt. Wenn man durch die Schulung nur ein Leben retten kann, hat sich die Aktion schon bezahlt gemacht.“
Fotos: Franka Struve
Florian von der FFW übt die Herzmassage
Luisa von der FFW Forchheim zeigt das Schulungsset und die Wiederbelebungspuppe v.l. Ulrich v. Hintzenstern, Ralf Meisner (Compoint Fahrzeugbau) Teilnehmer üben die Herzdruckmassage